• MODERNISTISCHE QUARTIERE DER NACHBARSCHAFT

Die direkte Nachbarschaft des Projektgebietes zeichnet sich durch eine hochwertige, der Moderne und ihren Prinzipien verpflichtete Bebauung aus: Links Roland Rainers verdichteter Flachbau, rechts Martin Kohlbauers Arkadenwohnhäuser und Reihenhaus- anlage sowie Gustav Peichls und Rudolf Webers differenzierte Bebauung. Heute erscheinen diese Quartiere mit ihren Trakttiefen, ihrer Höhenentwicklung und ihrer konsequenten Umsetzung, wie aus der Zeit gefallen. Und dennoch sind sie für unser Projekt architektonisch-räumliche Orientierungspunkte (aus der Vergangenheit) für eine Zukunft.

Axonometrie

In diesem Sinne ist das Projekt ist eine Hommage an diese Vergangenheit. Es ist jedoch keine Rückkehr in die Moderne, sondernproblematisiert ihre sozialen und ökonomischen Konflikte sowie die Defizite der funktional ausdifferenzierten Stadt und ihre Wohntypologien.

Auszug exemplarischer Typen

  • ENTWURFSSTRATEGIE: DIE AKTUALISIERUNG DER MODERNE

Die Entwurfsstrategie folgt der Wiederholung und Differenzierung vorgefundener Elemente. Das Fragment des Waldes wird erweitert und westlich der U-Bahn-Trasse bis zur Erzherzog-Karl-Karl- Strasse fortgesetzt. Die bestehenden flachen Typologien werden weitergeführt und mit Hochpunkten kombiniert. Die quartiersüber- greifende Achse der Eibengasse wird im Osten als Strassenraum verlängert. Sie weitet sich aus und wird zum zentralen Raum des Quartierparks mit angelagerter Sportinfrastruktur, die die vier Quadranten des Gebiets verwebt.

Räumlich entsteht ein engmaschiges Netz einer höhendifferen- zierten Bebauung die in einem extensiven Grünraum (Park, Wald) verortet ist und durch eine Reihe von Plätzen und Pocketparks aufgelockert wird.

Lageplan

Die flachen Gebäudetypen werden dabei als introvertierte, auf sich selbst bezogene städtische Reihenhäuser realisiert. Die Hoch- punkte sind so angeordnet, dass der Ausblick der Bewohner/innen jeweils direkt auf die Parkanlage und den Wald als kollektives, verbindendes Element extensiv und ungestört ist.

Wichtig dabei ist das Wohnen als wichtige Errungenschaft der Moderne zu verstehen. Das Wohnen ist einer der maßgeblichen Stabilitätsfaktoren unserer Gesellschaft. In Relation zu einer sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend verändernden und fluide werdenden Arbeitswelt, der zeitgenössischen Erkenntnis einer nicht länger als homogen verstandenen Gesellschaft folgend, so- wie der Lehren der Covid-19 Pandemie folgend, wird im Quartier der traditionelle Wohnungsmix im Wiener Wohnungsbau durch neuartige Typen des gemeinschaftlichen Wohnens (z.B. Cluster- wohnungen) und durch sinnvolle Wohnnutzungserweiterungen (anmietbare Gemeinschaftsküchen, Bibliotheken, Co-working-Spa- ces, etc.) ergänzt.

Gleichzeitig werden Anreize für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung des Quartiers im Entwurf festgeschrieben. Teile der Landschaftsgestaltung sollen noch vor dem Beginn der Bau- platzentwicklung realisiert werden. Die waldartigen Strukturen entwickeln sich als Initialpflanzungen bis zur Fertigstellung der Baumaßnahme unter einem Pflegplan weiter. Insbesondere die flachen Typologien eigenen sich für alternative ökologische Bau- weisen (wie z.B. Holzbau oder Lehmbau). Aber auch schlüssige Konzepte für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft sowie die Adap- tierbarkeit von Gebäudestrukturen werden durch das Angebot von zusätzlichen BGF Flächen attraktiv gemacht.

Programmierung des Quartiers

  • GEBÄUDETYPOLOGIEN

Das Projekt führt den verdichteten Flachbau mit unterschiedlichen, 2-3-geschossigen Varianten weiter und kombiniert ihn mit Typo- logien des Geschosswohnbaus (mit differenzierter Höhenentwick- lung bis max. 10 Geschossen über dem erhöhten Erdgeschoss). So werden im neuen Stadtquartier an der Erzherzog-Karl-Strasse 16% der BGF im Flachbau errichtet und 84% in Geschosswohn- bau. Das Ziel dabei ist in den Hochpunkten alternative, gemein- schaftsorientierte Typologien (wie zum Beispiel Clusterwohnungen und Wohngemeinschaften) mit Gemeinschaftsräumen als Wohn- nutzungsergänzungen für das ganze Quartier zu ermöglichen und somit den traditionellen Mix des Wiener Wohnbaus zu bereichern und eine soziale Nachhaltigkeit zu garantieren.

Modellfotos

  • 2-stufiger EU-weiter Wettbewerb:
    "Städtebauliches Leitbild Erzherzog-Karl-Strasse Süd"
    06/2021