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Fotomontage: Verbindungsbrücke mit Kiosk

Die Aufgabenstellung des geladenen Wettbewerbs war die Gestaltung der Fassade des neuen Rehabilitationsgebäudes der AUVA , der Entwurf einer Verbindungsbrücke zum bestehenden Krankenhaus sowie die Freianlagen.

  • TACIT KNOWLEDGE & MEDICAL HUMANITIES

Dabei verstehen wir die vorliegenden Grundrisse des Rehabilitationszentrums (RZ) als Objekte impliziten Wissens. Wir interpretieren den Entwurf von Forum Architekten als maßgeschneiderte Diagramme. Sie stellen komplexe Behandlungsabläufe einer zeitgenössischen Rehabilitation von Unfallpatient_innen dar und spiegeln aktuelle Zielsetzungen der Medical Humanities als Best Practice „Healing Architecture“ wider.

Der Titel unseres Projektes nimmt aktuelle Strömungen und Diskurse der Medical Humanities auf und personalisiert das „RZ-Wien“ als „Avas Reha“.

Das Design nimmt die oben konstatierte Ambition des vorliegenden Projekts auf und entwickelt in den Fassaden, den Freianlagen sowie der Brücke die Schnittstellen zum Stadtraum weiter. Maßgeblich sind dabei zwei unterschiedliche Maßstäbe, die sich in allen drei Aufgabenstellungen wiederholen und differenzieren:

(1) im Maßstab der Patient*innen und Mitarbeitern*innen geht es uns um die Schaffung von Intimität für einen persönlichen Wohn- und Lebensraum.

(2) im Maßstab der Stadt geht es uns um die Aufwertung des öffentlichen Raumes mit hoher Aufenthaltsqualität.

Baumbestand (Bild: ©Elisabeth Mandl)

  • FREIANLAGEN

In der Freianlage wird über diffizile Höhensprünge das Dach der Radgarage sowie durch Baum- und Strauchpflanzungen ein gefasster Vorplatz und ein Gastgarten definiert, der über dem Strassenniveau einen freien Ausblick garantiert, und gleichzeitig einen geschützten Raum anbietet.

Vor dem Bestandsgebäude des Traumazentrums entsteht ein grüner, urbaner Platz mit hoher Aufenthaltsqualität und einen Kiosk für Waren des täglichen Bedarfs. Dies stellt nicht nur für Besucher*innen der Reha und des Traumazentrums ein Angebot dar, sondern insbesondere auch für die Bewohnerinnen der umliegenden Wohnbauten.

Im Zuge der Umgestaltung des Vorplatzes und der Errichtung der Brücke wird vorgeschlagen die von Ampeln geregelte Kreuzung in einen Kreisverkehr umzuwandeln. Dies garantiert im kleinem Maßstab (vor dem Traumazentrum und dem RZ) mehr Platz und Sicherheit für Fussgänger und Radfahrer. Im Kontext der U-Bahn Erweiterung bis zum Wienerberg wird eine Redimensionierung und -konzeption der Verkehrsflüsse ohnehin notwendig.

Verbindungsbrücke und Rehagebäude

  • VERBINDUNGSBRÜCKE

Bildlich gesprochen ist die Idee der Brücke ein flach gebogener und opaker Körper (Boomerang) der auf unterschiedlichen Objekten liegt. Diese Sockelobjekte tragen nicht nur die Brücke, sondern übernehmen gleichzeitig Funktionen und Räume im Strassenraum:

(a) Der notwendige Lastenlift und die Fluchtstiege definieren den Vorplatz des Traumazentrums mit einer langgestreckten Sitzbank im Schatten der Brücke und des Gebäudes.

(b) Der tragende Pfeiler im Grundstücksteil (X, zwischen Kerschensteinerstrasse und Kundratstrasse) wird als Kiosk ausgebildet und ordnet den Verkehr und Fußgängern in diesem Abschnitt.

(c) am Grundstück von Avas Reha wird das tragende Objekt in eine Vielzahl an Stützen aufgelöst. Die Stützen werden Teil der dort dicht stehenden Bäume und Sträucher, definieren jedoch gleichzeitig den Weg für das Personal aus der Garage.

Die Fassade der Brücke ist ein algorithmisch generierter Schleier aus eloxiertem Stahlblech, der folgende Parametern intendiert: (1) er blockiert den Blick von aussen in den Innenraum der Brücke; (2) er erlaubt den ungehinderten Blick von Innen nach aussen; (3) er verschattet den Innenraum der Brücke und verhindert direkte Sonneneinstrahlung.

  • FASSADE REHAZENTRUM

Die Fassaden sollen den Inhalt und die Komplexität des Raumprogrammes möglichst einfach nach aussen zu kommunizieren. Der Bettentrakt wird als moderner, luftiger und freundlicher Wohnungsbau definiert; der Rehatrakt als eher geschlossener Baukörper. So wird das Rehagebäude mit zwei Fassadensystemen bestückt, die jeweils auf denselben Rasterabständen (kleinster gemeinsamer Nenner der unterschiedlichen Stützenraster) basiert.

  • FASSADENSYSTEM #1

Der Rehatrakt wird mit einer hinterlüfteten Feinsteinzeug Fassade ausgeführt. Zum einen gibt es eine Lochfassade mit normalen Fenstern und tiefer Laibung. Zum anderen werden Therapieräume in großflächigen Pfosten-Riegelkonstruktionen, die vor der Fassade sitzen, zusammengefasst. Dies erlaubt auch eine Flexibilität der Organisation und Re-organisation der Räume über Jahre hinweg.

  • FASSADENSYSTEM #2

Der Zimmertrakt (sowie seine Ordinationsräume) werden als L-förmiges Wohnhaus mit großzügigen Fenstern und tiefen Balkonen (als Erweiterung der Patient_innenzimmern) interpretiert.

GELADENER WETTBEWERB
3. PREIS

PROJEKT TRZW TRAUMA- UND REHABILITATIONSZENTRUM WIEN DER AUVA, HAUS c+D, 1120 WIEN
Fassaden, straßenseitige Freianlagen und Verbindungsbrücke zum TZW Traumazentrum Wien (vormals UKH-Meidling)

MITARBEIT: Marek Nowicki
STATIK: Prof. Peter Bauer, Werkraum Ingenieure, Wien
PARAMETRISCHES DESIGN (Vorhang Brücke): Dr. Martin Kaftan, Institute for Experimental Design, TU Brno / CZ
ENERGIEDESIGN: DI Sebastian Sautter, Sauter ZT – Advanced Energy Consulting
STAHLBAU (BRÜCKE, Vorhang): Ing. Michael Schiner, FREY METALLTECH GMBH
BRANDSCHUTZ: DI Andrea Kopper, Röhrer Bauphysik ZT GmbH
FASSADENSYSTEM: Dieter W. Kotrnec, Pasteiner GmbH
VERKEHRSPLANUNG: Michael Szeiler, Florian Kratochwil, Con.Sens Verkehrsplanung ZT GmbH
MEDICAL HUMANITIES: Dr. Monika Ankele, Med Uni Wien
BILDER, FOTOMONTAGEN: Elisabeth Mandl, Toni Nachev